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Zum Magazin22. Apr. 2022 | Lesedauer: 7 Min.
„Lege nicht alle Eier in einen Korb!“ Von dieser anschaulichen Regel dürften fast alle Investierenden schon einmal gehört haben. Die wissenschaftliche Basis dieser uralten Regel wurde mit der modernen Portfoliotheorie des Nobelpreisträgers Harry Markowitz geschaffen und ist ein Plädoyer für Vielfalt im Depot. Das Vermögen sollte auf möglichst viele Assetklassen verteilt werden. So lasse sich verhindern, dass alle Eier zerbrechen, falls der Korb herunterfällt. Eigentlich ganz einfach – oder etwa nicht? In diesem Artikel wollen wir Sie auf einige Tücken in der Diversifikation hinweisen. So wissen Sie was schiefgehen kann und worauf zu achten ist.
Dass diversifiziertes Investieren komplizierter ist, als vielfach gedacht, zeigt sich in der Krise. Nämlich dann, wenn eine längere Phase des Vermögenszuwachs endet und sicher geglaubte Gewinne dahinschmelzen – trotz durchaus unterschiedlicher Investments. Investor*innen blicken in derartigen Situationen zuerst gebannt, dann zunehmend frustriert auf ihre Portfolios. Warum zeigen auch unterschiedliche Investments einen einheitlichen Verlauf? Ist Diversifikation letztlich gar nicht das erhoffte Rezept, um Risiken abzufedern?
In diesem Artikel nennen wir eine Reihe typischer Missverständnisse, die bei der Verteilung von Vermögen zu beobachten sind. Wer diese kennt, kann überlegter diversifizieren.
Viele Investierende wähnen sich auf der sicheren Seite, wenn sie ihr Vermögen möglichst breit streuen, zum Beispiel in Aktienfonds. Ist die Bandbreite groß genug, so die Hoffnung, kann eine größtmögliche Absicherung gegen Kursschwankungen erreicht werden – und gleichzeitig eine attraktive Rendite. Ein Investieren in wenige Einzeltitel erscheint dagegen äußerst riskant. Aber ist dies wirklich so?
Warren Buffett sagte dazu: „Diversifikation ist ein Schutz gegen Ignoranz. Es macht für diejenigen wenig Sinn, die wissen, was sie tun.“ Damit spielt der legendäre Investor auf die Überlegenheit bewusster Anlageentscheidungen an. Oder anders formuliert: Wer den inneren Wert einer Aktie kennt und mit seiner Analyse in die Tiefe geht, benötigt keine Streuung. Dann reichen im Zweifel auch drei wohlüberlegt ausgewählte Aktien aus, um ein gewisses Maß an Sicherheit zu erreichen.
Wobei Sicherheit ein relativer Begriff ist. Sogenannte „Schwarze Schwäne“ können diversifizierte Investor*innen ebenso treffen wie solche, die Stock-Picking betreiben. Dabei geht es um Ereignisse, die völlig unvorhergesehen eintreten und Unternehmen, aber auch Sektoren und ganze Volkswirtschaften belasten können – wie zum Beispiel die heraufziehende Covid-Pandemie im Frühjahr 2020.
Aber auch diese Einbrüche gehen vorüber. Mehr noch, sie ermöglichen Einstiegschancen. Wer über ausreichende emotionale Stabilität verfügt, bleibt am Ball und greift zu. Diversifikation hat daher zusätzlich zur Risikosenkung vor allem den Vorteil, die Wertentwicklung des Gesamtportfolios zu „glätten“. Für das emotionale Wohlbefinden der meisten Anleger ist das sehr hilfreich, um Fehlentscheidungen zu vermeiden.
Wie viel Diversifikation ist sinnvoll? Eine einfache Faustformel besagt, dass ein diversifiziertes Portfolio nicht mehr als 15 Investments enthalten muss. Zusätzliche Positionen verbessern das Ergebnis in der Regel nicht – erhöhen aber den administrativen Aufwand. Das Hauptaugenmerk muss aber auf 15 völlig unterschiedlichen Geschäftsmodellen der Investments liegen. Im Idealfall haben diese nichts miteinander zu tun. Dies ist in der Praxis die größte Herausforderung.
Anleger*innen entscheiden sich häufig für börsengehandelte Indexfonds (ETFs) als Kerninvestment – beispielsweise auf den MSCI World, der eine Beteiligung an mehr als 1.600 Unternehmen in 23 Ländern verspricht. Ihre Portfolios enthalten somit bereits eine beeindruckende Zahl an Investments. Vielen reicht das jedoch nicht: Sie greifen zusätzlich bei Länder- oder Branchen-ETFs zu und treiben die Anzahl ihrer Investments weiter in die Höhe.
Aber helfen viele Positionen tatsächlich, ein Portfolio widerstandsfähiger zu machen? Dagegen spricht, dass es dabei häufig zu Überschneidungen kommt. Die Unternehmen mit der größten Gewichtung im Index, etwa die US-Tech-Giganten, tauchen dann in unterschiedlichen ETFs gleich mehrfach auf – häufig unbemerkt von den Investierenden. Was nach einer zusätzlichen Diversifizierung aussieht, ist tatsächlich eine Überbetonung einzelner Werte. Und macht das Portfolio folglich nicht sicherer, sondern angreifbarer.
Dieses Phänomen beschränkt sich jedoch nicht auf die Börse: Investierende in Immobilienbestand neigen dazu, Objekte nicht nüchtern-rational anhand von Standortkriterien auszuwählen, sondern auf Basis persönlicher Vorlieben. Je näher am Wohnort, desto besser. Bei einzelnen Immobilien mag dies aufgrund der unkomplizierten Bewirtschaftung von Vorteil sein. Investierende aber, die – überspitzt gesagt – den halben Ort aufkaufen, verschenken durch ihre gleichförmigen Investments Potenzial.
Bei der Gewissheit, bereits diversifiziert zu sein, ist Vorsicht angezeigt. Wie lässt sich beispielsweise folgende Vermögensverteilung auf drei gleich große Teile bewerten?
Auch wenn auf den ersten Blick eine Streuung vorliegt: Alle drei Investments dürften sich aufgrund hoher Korrelation langfristig mehr oder weniger gleich verhalten. Eine Absicherung gegen Risiken lässt sich mit diesem Mix nicht erreichen, Korrekturen am Markt werden folglich voll auf den Portfoliowert durchschlagen.
Diversifizierte Portfolien sollten drei bis sechs Assetklassen enthalten, die möglichst wenig korreliert sind. Bei Kontora empfehlen wir Mandanten, in Unternehmensbeteiligungen (Listed und Private Equity), Immobilien (Bestand und Projektentwicklung) sowie sonstige alternative Investments (Absolut Return und private Alternatives) zu investieren.
Im Ergebnis lässt sich zweierlei erreichen: Die Verteilung auf Assetklassen mit niedrigem Korrelationsgrad schützt den Vermögensbestand auch in Stresszeiten. Zudem sorgt die Einbeziehung illiquider Investments wie Private Equity und Immobilien für völlig unterschiedliche Geschäftsmodelle mit geringen Wechselwirkungen untereinander und einen kontinuierlichen Cashflow aus unterschiedlichsten Quellen.
Doch haben auch Kleinanleger*innen die Möglichkeit, in unterschiedliche Assetklassen zu investieren? Schließlich ist ihnen aufgrund hoher Mindestanlagesummen der Zugang zu illiquiden Investments wie Private Equity, Venture Capital oder Immobilienprojektentwicklung versperrt. In Zeiten von Negativzinsen erscheinen Aktien daher häufig die einzig verbliebene Alternative zu sein.
Es gibt jedoch auch an der Börse Möglichkeiten, zu diversifizieren, wenn auch mit dennoch kurzfristig häufig gleichlaufenden Kursbewegungen: So können Anleger*innen beispielsweise über sogenannte Real Estate Investment Trusts (REITs) gezielt in der Immobilienbranche investieren. Oder sie beteiligen sich an Unternehmen wie der japanischen Softbank oder der amerikanischen IAC InterActiveCorp, was einem Investment in Venture Capital Fonds nahekommt. Auch über Exchange Traded Commodities (ETCs) handelbare Rohstoffe können zur Diversifikation beitragen.
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