Günstige Rahmenbedingungen reichen nicht
Erfolgreiche Familienunternehmen werden in der Regel hochprofessionell geführt. Nicht selten bleibt die Nachfolgeplanung hinter diesen Ansprüchen zurück. Statt den Übergang strategisch zu planen – mit klar definierten Zielen, Projektschritten und Erfolgskontrolle – verbleibt die Nachfolgeplanung häufig im Ungefähren.
Abgebende und Nachfolgende gehen wie selbstverständlich davon aus, dass ihre eigenen Absichten und Handlungen – unausgesprochen – klar verständlich sind. Und wundern sich über das Verhalten ihres Gegenübers, wenn es nicht den Erwartungen entspricht. Oft geht dies mit einer gewissen Sprachlosigkeit einher. Anstatt Probleme offen anzusprechen, werden diese ausgeklammert und verschleppt.
Dieser Artikel argumentiert, dass abgebende und nachfolgende Generationen häufig mit unterschiedlichen Erwartungen in den Übergabeprozess einsteigen. Wenn eine Verständigung ausbleibt, führt dies unweigerlich zu Enttäuschungen – und in der Folge zu erschwerten oder gar gescheiterten Nachfolgen.
Ein Diskurs über gegenseitige Erwartungen kann dabei helfen, festgefahrene Situationen aufzulösen. Familien gehen damit einen wichtigen Schritt: Sie machen Konfliktfelder sichtbar und treten in eine Phase konstruktiven Streitens über den besten Weg ein. Im Idealfall steht am Ende eine erneuerte, generationsübergreifende Identifikation mit dem Unternehmen.
Belastung vs. Privileg
In der Regel verfolgen Abgebende das Ziel, ihren Platz an der Unternehmensspitze nachzubesetzen. Um dieses zu erreichen, werden Kandidat*innen – je nach familiärer Situation – mit ersten Führungsaufgaben betraut oder auch direkt in die Geschäftsführung berufen. Dabei herrscht die Erwartung vor, dass der unternehmerische Nachwuchs alles geben wird, um die angebotene Chance zu nutzen. Schließlich sehen Seniorchef*innen allein die Nominierung als Auszeichnung und großen Vertrauensbeweis.
Insbesondere für junge Menschen ist diese Erwartungshaltung jedoch häufig mehr Last als Privileg. Die Nachfolge im Familienunternehmen wird als Aufgabe wahrgenommen, die das gesamte weitere Leben zu bestimmen droht und unkalkulierbare Risiken mit sich bringt. Die Entscheidung für oder wider das Unternehmen fällt zudem in eine Lebensphase, in der noch Unsicherheit hinsichtlich der eigenen Interessen und Kompetenzen vorherrscht.
Nachfolgende erwarten folglich Verständnis für ihre Situation und Unterstützung. Abgebende, die hier nicht sensibel vorgehen, müssen mit einer Absage rechnen. Oder, was im Ergebnis noch schlimmer ist: Nachfolgende sagen zu, ohne sich wirklich mit dem Unternehmen und ihrer Rolle zu identifizieren. Entsprechende Nachfolgeplanungen sind auf Sand gebaut.