Das Ziel ist identisch, die Konzepte variiern

Um in möglichst allen Marktphasen Verluste zu vermeiden, greifen etliche Banken und Ver­mögensverwalter zu Wertsicherungskonzepten. Diese arbeiten mit Grenzen für den Wertverlust, Finanzmathematik sowie einer breiten Streuung über Regionen und Anlageklassen. Doch nicht jeden Branchenkenner überzeugt diese Vorgehensweise.

Stiftungen sind per definition risikoavers. Sie müssen externen Vermögensverwaltern deshalb entsprechend strenge Risiko­ vorgaben machen. Die haben Wertsiche­rungskonzepte entwickelt, die der Risiko­kontrolle und -steuerung dienen. Rendite­chancen sollen damit gewahrt bleiben, Verlustrisiken aber gesenkt werden. Wertsicherung erhöht grundsätzlich die Plan­barkeit von Erträgen - doch bei dem Verständnis davon, was dieser Begriff bedeutet, gibt es durchaus Unterschiede.

In fast allen Wertsicherungskonzep­ten der Vermögensverwalter werden die Anlageentscheidungen mit allgemeinen Rahmenbedingungen wie makroökono­misches Umfeld und aktuelle Prognosen verknüpft. Das ist auch bei der Baden­ Württembergischen Bank (BW-Bank) in Stuttgart so. Das Konzept: eine aktive Risikosteuerung.

Die BW-Bank legt das Stiftungskapital in Aktien und Renten an und betrachtet die Risiken beider Säulen zusammen. Zu Beginn des Kalenderjahres definiert sie auf Basis von Vorgaben der Stiftung einen Sicherheitspuffer: den maximal gedul­deten Kapitalverlust.

Ein Beispiel: Der Portfoliowert beträgt 10 Mio. EUR, der Rentenanteil 70%, der Aktienanteil 30%. Da in 99% der Fälle der maximale Renditeanstieg einer Anleihe in einer Woche nie größer als 30 Basispunk­te war und die Duration des Portfolios mit 5,85 Jahren angenommen wird, beläuft sich der Risikoanteil bei 10 Mio. EUR auf 122.850 EUR (7 Mio. EUR x 0,30% x 5,85 = 122.850 EUR). Auf der Aktienseite war der Verlust in 99% der Fälle in einer Woche nie größer als 10%. Daraus ergibt sich ein Risikoanteil von 300.000 EUR (3 Mio. EUR x 10% = 300.000- EUR). Damit beträgt der Sicherheitspuffer insgesamt 422.850 EUR, die maximal tolerierbare Wertuntergrenze 9.577.150 EUR.

"Neben dem verwendeten mathema­tischen Modell ist die Erfahrung unserer Fachleute entscheidend", erläutert Mir­jam Schwink, stellvertretende Direktorin im Stiftungsmanagement der BW-Bank. Sie betont, dass es sich um ein dynami­sches Konzept handelt, bei dem sowohl die Aktien- als auch die Rentenquote bis auf Null herunterge­fahren werden kann: "Im Oktober 2011 bei­spielsweise wurde als Reaktion auf die Folgen der Reaktor­katastrophe in Fuku­shima und der damit verbundenen Markt­verwerfungen der Aktienanteil fast komplett zurückgefahren, genauso wie 2008. "In den vergangenen zehn Jahren habe die BW-Bank mit diesem Wertsiche­rungskonzept für Stiftungen mit maximal 30% Aktienanteil "in keinem Jahr Verlust gemacht". Selbst im Krisenjahr 2008 wurde noch ein Plus nach Kosten erzielt.

Risiko kontrollieren ­ Fuß vom Gas

Seit sieben Jahren bewährt hat sich laut der Hamburger Berenberg Bank auch das vom hauseigenen Portfoliomanager Dr. Christoph Heumann entwickelte Konzept für "Risiko-kontrollierte Multi-Asset-Portfolios". Dieses richtet sich an institutio­nell geprägte Stiftungen und wird mit unterschiedlichen Ausprägungen angeboten: Eine gängige Variante ist die Vorgabe einer festen Wertuntergrenze, die sich nach dem individuellen Risikobudget der Stiftung richtet und sich zum Beispiel auf den Zeitraum eines Kalenderjahres be­zieht.

Wird Berenberg - mehr als 200 Stiftun­gen werden derzeit von der Privatbank betreut - mit einem Wertsicherungsman­dat beauftragt, so passt das Portfolio­management die Allokation in die chan­cenreichen Anlagen regelmäßig derart an, dass die Wertuntergrenze selbst bei Stressszenarien an den Märkten eingehalten wird. Bemerkenswert: Im laufen­ den Jahr liegt die durchschnittliche Ren­dite für Stiftungen mit einem Risikobud­get von 4% bei rund 5%.

Die Kontrolle der Wertuntergrenze er­folgt mindestens täglich. Heumann: "Unser Portfoliomanagement ist sogar rund um die Uhr besetzt, um bei global diversifi­zierten Portfolios auch bei starken Markt­bewegungen in Amerika oder Asien je­derzeit agieren zu können."

Ein weiteres Merkmal des Berenberg­ Konzepts ist laut Heumann, "die antizykli­sche Allokation für ein stabiles Erreichen des Anlageziels". Wenn schon Mitte des Jahres die Renditen für eine Stiftung sehr gut sind, schich­ten die Portfolio-Ma­nager die Anlagen schrittweise aus chan­cenreichen in risiko­ärmere Segmente um. Sie nehmen also den Fuß vom Gas. Ziel: das Vermeiden von Achterbahnfahrten. Interessant für Institutionen mit ethi­schen oder ökologischen Stiftungszwecken: Berenberg ermöglicht es, Nachhaltigkeit bei der Vermögensanlage zu berücksich­tigen. Dafür orientiert man sich am Dow Jones Sustainability Index.

Wertsicherung nach dem Vorbild der Yale-University

Das Hamburger Family Office Kontora (betreutes Kundenvermögen: 4 Mrd. EUR) verwendet für die Wertsicherung von Ver­mögen das sogenannte Yale-Modell und das Multifaktormodell. Beim Yale-Modell, das seit 20 Jahren von großen Univer­sitätsstiftungen praktiziert wird, spielen alternative Investments eine zentrale Rolle. Geschäftsführer Stephan Buch­wald: "Da es keine Anlageform gibt, die gleichzeitig Sicherheit, Rendite als auch Verfügbarkeit bietet', mischen wir mög­lichst viele Anlageformen." Gleichzeitig kommt das Multifaktormodell ins Spiel: Risikofaktoren, die auf eine Anlageklasse wirken, werden analysiert und danach die Mischung der Anlageklassen (Asset Allo­cation) ausgerichtet.

Was kompliziert klingt, ist in der Pra­xis einfach nachvollziehbar. "Nehmen Sie das Zinsänderungsrisiko" , erläutert der Geschäftsführer. "Diesem unterlie­gen gleich mehrere Anlageklassen. Wenn Sie beispielsweise nur Aktien und Renten mischen, erreichen Sie nicht die ge­wünschte Risiko­streuung." Zusätz­lich diversifiziert Kontora, indem in­nerhalb einer Anlage­klasse mehrere An­lagestile beauftragt werden. Korrelatio­nen werden so gering wie möglich ge­halten."

Im Ergebnis ist die Wertentwicklungund die Schwankungsbreite der Vermögen relativ konstant", so Buchwald. Auf diese Weise erreichen die "Geldflüsterer von der Waterkant" 4 bis 6% Gesamtrendite pro Jahr, 3% davon durch ordentliche Erträge aus Zinsen, Dividenden oder Mieteinnah­men, die sofort für die Stiftungsarbeit verwendet werden können. Allerdings lässt sich diese Strategie nur mit großen Stiftungen umsetzen, die über Vermögen von mindestens 20 Mio. EUR verfügen. Für kleinere Institutionen verweist Berndt Otternberg, ebenfalls Geschäfts­führer bei Kontora, auf Fondslösungen. Wie zum Beispiel die Dachfonds von Eckhard Sauren, die zwar ebenfalls die­ses Konzept umset­zen, aber größten­teils auf die alternati­ven Investments verzichten.

Vermögenserhalt nach einem Ampel-System

Auch andere Fonds setzen Wertsiche­rungskonzepte ein. So arbeitet der LAM­ Stifterfonds von Lampe Asset Manage­ment mit einer finanzmathematisch er­mittelten Prognose des innerhalb eines bestimmten Zeitraums maximal mögli­chen Portfolioverlustes. Lukas Adams, Leiter des Teams Marketing/Vertriebsun­terstützung: "Diese Prognose wird ver­wendet, um das jeweilige Fondsvermögen der beiden Anlageklassen Aktien und Renten getrennt voneinander vor subs­tanziellen Wertverlusten zu schützen." Wichtig: Die Höhe der tatsächlich eintre­tenden Verluste könne von der Kalkula­tion abweichen: "Es handelt sich nur um eine Verlustprognose."

Das Modell funktioniert wie eine Ver­kehrsampel: Zunächst wird ein fixes, pro­zentuales Risikobudget von beispiels­weise 5% definiert. Hat das Fondsvermögen einen Wert von beispielsweise 100 EUR, liegt die Wertuntergrenze des Fonds­preises also bei 95 EUR. Das Risikobudget: 5 EUR. Dieses wird auf die Anlageklassen Aktien und Renten entsprechend ihrer immanenten Risiken verteilt.

Solange die Ampel grün ist, greift das Wertsicherungssystem nicht ein. Reduziert sich jedoch der Fondspreis und nähert sich seiner Wertuntergrenze von 95 EUR, mindert sich das absolute Risikobudget und die Ampel geht zunächst auf Gelb. Eine automatische Teilabsicherung wird eingeleitet, das investierte Fondsvermögen wird schrittweise ab­gesichert. Kommt es zu weiteren Verlus­ten und damit einer weiteren Annähe­rung an die Unter­grenze, schaltet die Ampel auf Rot und das Fondsvermögen wird gänzlich abge­sichert, um vor weiteren Marktpreisver­lusten geschützt werden zu können. Adams: "Auf beiden Stufen können so­wohl Derivate als auch direkte Verkäufe zur Absicherung eingesetzt werden."

Zeigen sich die Aktien- und Renten­märkte freundlicher, wird das Fonds­vermögen wieder freigegeben und kann erneut investiert werden. Steigt in freund­licheren Märkten anschließend der Fonds­preis auf beispielsweise 110 EUR, kann die Wertuntergrenze entsprechend ange­passt und dann in unserem Beispiel auf 104,50 EUR angehoben werden. In der Vergangenheit habe man das Fondsver­mögen so auch in extremen Marktphasen schützen können, berichtet Adams. Doch sichert er sich selbst gleich darauf ab mit den Worten: "Dies kann jedoch nicht für die Zukunft garantiert werden."

Geringe Volatilität kostet Rendite

Kritisch schaut dagegen Dr. Christoph Bruns, Vorstand des Aktienfonds-An­bieters Loys AG in Oldenburg, auf Wert­sicherungskonzepte. Dieser Begriff klinge zwar attraktiv, die Beschränkung auf eine geringere Volatilität müsse aber "mit ge­ringeren Renditen bezahlt werden", so der Fondsspezialist. "Die Wertsiche­rung hat ihren Preis." Im Ganzen dürfe es sich eher um ein Nullsummenspiel han­deln.

Für Bruns ist das wichtigste Wertsicherungskonzept im Vermögensmanagement immer noch der Verkauf. "Die Erfahrung lehrt, dass Wertsicherungs­konzepte möglicher­weise kurzfristig dem Anleger ein sicheres Gefühl verschaffen", hat der Fonds-Ex­perte festgestellt. "Langfristig verpassen sie aber einen erheblichen Teil des Ertragspotenzials, das mit den einzelnen Anlagegattungen verbunden ist. Das klügste Vorgehen zum risikobewussten Vermögensaufbau be­steht darin, günstig einzukaufen, Zeit mit­zubringen und bei reifen Bewertungen zu veräußern."

Fazit

Das Ziel ist identisch, jedoch variieren die Konzepte. Stiftungen steht eine breite Palette von Konzepten zur Wertsicherung zur Aus­wahl. Nicht selten gleichen sich Konzepte, sind jedoch mit anderen Begriffen ver­sehen. Stiftungen sei empfohlen, sich ­- wie immer beim "Einkauf" - mehrere Konzepte anzusehen und genau erläutern zu lassen. Dabei kann man durchaus darauf drängen, nicht mit finanzspezi­fischem Fachchinesisch drangsaliert zu werden. Ein Vermögensverwalter muss auch komplexe Zusammenhänge mit ein­fachen Worten erläutern können. Und schließlich sollte man natürlich die Kosten vergleichen. Mit einem soliden Wertsicherungskonzept und seriösen, erfahrenen Beratern schläft es sich dann auch in turbulenten wirtschaftlichen Zeiten ruhiger.

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