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Stiftungen klagen über Minuszinsen
Nicht nur private Anleger haben ihre Not mit niedrigen Zinsen und risikobehafteten Aktien. Auch Profis, die sich um größere Summen kümmern müssen, tun sich schwer. Für eine ganz besondere Anlageklasse, die auch noch eine wichtige gesellschaftliche Funktion hat, wird es langsam eng: Die Stiftungen – sie stecken pro Jahr zusammen rund 17 Milliarden Euro in gemeinnützige Projekte. Doch diese Engagements sind nun in Gefahr. Bei der Neuanlage ihrer Vermögen, die bisher vorwiegend in Rentenpapieren steckten, können sie in der anhaltenden Niedrigzinsphase kaum noch einen Inflationsausgleich erwirtschaften.
Aktuell bringen fünfjährige Bundesanleihen gerade einmal 0,8 Prozent, die zehnjährigen magere 1,7 Prozent – bei einer Inflationsrate von 1,5 Prozent im letzten Jahr. Diesem Problem wird sich auch der Bundesverband Deutscher Stiftungen (BVDS) auf seiner Jahrespressekonferenz in Berlin (Link: www.welt.de/themen/berlin-staedtereise/) annehmen. Über Minizinsen zu klagen bringt nichts. Wilhelm Krull, der Vorstandschef des BVDS, will Ratschläge geben, wie Stiftungen unbeschadet durch die Niedrigzinsphase kommen. Anleger, die auf Sicherheit bedacht sind, sollten genau hinhören.
In Deutschland (Link: www.welt.de/themen/deutschland-reisen/) existieren mehr als 20.000 Stiftungen bürgerlichen Rechts. Das Gesamtstiftungsvermögen aller Stiftungen wird auf über 100 Milliarden Euro geschätzt. 22 Prozent der Organisationen verwalten einschließlich Zustiftungen und Spenden ein Kapital von bis zu zehn Millionen Euro.
"Jetzt fängt es an weh zu tun", diagnostiziert Christian Jasperneite, Chef-Anlagestratege beim Bankhaus M. M. Warburg: "Viele Anleger haben aus guten alten Zeiten noch Anleihen mit höherer Verzinsung im Bestand, aber mit jedem Monat, jedem Quartal wird die Frage dringlicher, wie man die fälligen Anleihen reinvestiert.
"Die Wertentwicklung bei rentenlastigen Portfolios war, kumuliert über die letzten 20 Jahre, relativ gut. Die Anleger hätten sich sicher gefühlt, so Jasperneite: "Wenn die Ausschüttungen gut sind, interessiere ich mich nicht für andere Anlagen."
Nach Einschätzung des Bankers bleiben die Leitzinsen und Renditen von Staats- wie von Unternehmensanleihen auf lange Zeit niedrig: "Wer glaubt, dass er langfristig und ohne großes Risiko mehr als 2,5 Prozent nach Kosten aus seinem Portfolio quetschen kann, der liegt falsch."
Ins gleiche Horn stoßen fast alle Family Offices, die sich um Vermögen von Stiftungen kümmern. Sie empfehlen ihren Kunden breit gestreute Immobilienfonds und Unternehmensbeteiligungen. Bei Aktien sei das Risiko vertretbar, so lange die Konjunktur gut läuft. Wichtig sei jedoch die aktive Bewirtschaftung des Portfolios.
Franz Suntrup, Analysespezialist bei der Hamburger Kontora Strategieberatung für Familien- und Stiftungsvermögen, gibt zu bedenken: "Die Aktienseite ist schon länger gut gelaufen. Wer jetzt erst anfängt, sein Portfolio umzuschichten, läuft dem Trend hinterher. Die Luft wird dünner, man darf keine Wunder mehr erwarten." Gerade Stiftungen, die unter dem Primat des Vermögenserhalts stünden, müssten ihre Anlagen unter Ausschüttungsaspekten sehen. Keine Stiftung sei wie die andere: "Die alten Anlageregeln gelten nicht mehr. Es gilt in diesen Zeiten, individuell maßgeschneiderte Anlagestrategien zu entwickeln." Dazu zählt Suntrup auch Investments in Land- und Forstwirtschaft und Infrastrukturprojekte.
Eine Mitgliederbefragung des BVDS hat ergeben, dass die Renditen der Stiftungen durchschnittlich nur noch bei drei Prozent liegen. Nur einige große Häuser erwirtschaften signifikant mehr. Gleiches gilt für Stiftungen, die über gute Kenntnisse der Vermögensanlage verfügen. Ein solches Know-how ist bares Geld wert. "Wir müssen uns professioneller aufstellen", fordert denn auch Berenike Wiener, die beim BVDS für das Stiftungsmanagement und den Corporate Sector zuständig ist. Stiftungsvorstände sollten im "magischen Dreieck" zwischen Rendite, Sicherheit und Liquidität ihre eigenen Kompetenzen in Vermögensfragen stärken, ihre Informationsgewinnung verbessern und in den Anlageklassen diversifizieren. "Nutzen Sie die Krise und gestalten Sie die Rahmenbedingungen", rät Wiener den Stiftungen.
Die Heinz Sielmann Stiftung versucht, sich daran zu halten. Sie will Naturlandschaften erhalten und den Menschen nahebringen. Doch vom Mythos ihres Namensgebers und Stifters, der über Jahrzehnte das deutsche Fernsehpublikum mit seinen "Expeditionen ins Tierreich" faszinierte, kann sie allein nicht leben. Deshalb wird gestiftet, aber auch investiert. Allein in Brandenburg hat die Stiftung über 12.000 Hektar wertvollen Lebensraum erworben.
"So haben wir alte Truppenübungsplätze gekauft und sie für die zivile Nutzung renaturiert", sagt Stiftungsvorstand Michael Beier. Er verwaltet ein Stiftungskapital von über acht Millionen Euro und 16 Millionen an Spenden und Zustiftungen. Die hat er zu jeweils 50 Prozent in Unternehmensanleihen und Aktien investiert, mit dem Fokus auf Dividendentitel. "Die haben wir weltweit in ETFs, börsengehandelten Indexfonds, angelegt. Da sie passiv verwaltet werden, verursachen sie nur geringe Kosten."
Beier ist damit in Deutschland, in Großbritannien und im asiatisch-pazifischen Raum investiert. "Für mich ist das Spannende an ETFs, dass das Risiko durch die große Bandbreite minimiert wird. Das Ausfallrisiko einzelner Titel bleibt damit gering." Demnächst will Beier zusammen mit 13 weiteren Naturschutzstiftungen in Niedersachsen einen eigenen Stiftungsfonds gründen.
Kontora-Analyst Franz Suntrup hält die Anlagemethodik der Heinz Sielmann Stiftung für sinnvoll: "Zum einen ist eine breite Streuung ratsam, zum anderen empfehlen auch wir Stiftungen, sich für größere finanzielle Engagements zusammenzutun."
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