Kontora Insights - der Unternehmer Podcast.

Folge 16 - Max Klemmer

Bikini, Female Empowerment und ein großer Knall: Max Klemmer (Miss Germany Studios) im Gespräch mit Kontora Geschäftsführer Stephan Buchwald.

Cover der Podcastfolge mit Max Klemmer

Dieser Inhalt eines Drittanbieters wird aufgrund Ihrer fehlenden Zustimmung zu Drittanbieter-Inhalten nicht angezeigt.

Klicken Sie hier um Ihre Einstellungen zu bearbeiten.

Die Themen dieses Podcasts mit Max Klemmer:

  • Wofür Miss Germany Studios heute steht (00:02:06)
  • Frauen in Bademoden als Anstoß für Veränderung (00:13:10)
  • Richtungskämpfe und ein radikaler Schnitt (00:17:13)
  • Miss Germany als Bühne für Vielfalt (00:28:48)
  • Über Hierarchien und Gleichberechtigung (00:39:14)
  • Neue Werte, neue Marktchancen (00:45:02)
  • Drei Schlussfragen (00:49:39)

Dieser Inhalt eines Drittanbieters wird aufgrund Ihrer fehlenden Zustimmung zu Drittanbieter-Inhalten nicht angezeigt.

Klicken Sie hier um Ihre Einstellungen zu bearbeiten.

Max Klemmer im Kontora Unternehmer Podcast.

Da war diese Misswahl in einem Einkaufszentrum bei Hannover. Frauen in Bademode gingen über den Laufsteg, beobachtet von Menschen mit Einkaufstüten, die gerade vom Fleischer oder Buchhändler kamen. Sie trugen dicke Jacken, denn es war Januar. Max Klemmer, dessen Familie seit 1969 die Miss Germany Schönheitswettbewerbe veranstaltet, fühlte sich unwohl – und fasste den Entschluss, dass sich etwas ändern müsse. Grundlegend. Im Gespräch mit Kontora Geschäftsführer Stephan Buchwald erzählt der Nachfolger, warum die Auseinandersetzung um die künftige Unternehmensstrategie ganz und gar nicht harmonisch ablief und wie er das Familienunternehmen radikal umgebaut hat.

Schon länger habe er das Konzept des Schönheitswettbewerbs mit gemischten Gefühlen gesehen und mit einem Einstieg nach dem Abitur gezögert. „In der Schule haben immer alle gesagt, ja klar, der Max macht das mit den schönen Frauen“, erinnert sich Klemmer. „Aber für mich persönlich war das immer schon so ein Zwiespalt.“ Sein Großvater, zu dem er seit jeher ein enges Verhältnis gehabt habe, gewinnt ihn schließlich doch für eine Ausbildung im Unternehmen. Hier habe er sich schnell an Spielregeln gestoßen, die aber weder vom Vater noch vom Großvater hinterfragt wurden: Warum gibt es eine so strikte Altersgrenze für Teilnehmerinnen, wieso dürfen nur unverheiratete Frauen ohne Kinder teilnehmen?

„In der Schule haben immer alle gesagt, ja klar, der Max macht das mit den schönen Frauen.“

Max Klemmer

Miss Germany Studios

Dem Zeitgeist eine Chance

„War immer so, funktioniert, kann auch so bleiben“, sei der Tenor gewesen. Gleichwohl habe er erste Änderungen durchsetzen können, sagt Klemmer. So sei zunächst die Bademode aus dem Programm gestrichen worden. Aber kleine Änderungen reichen ihm nicht. Miss Germany soll kein Schönheitswettbewerb mehr sein, sondern eine Auszeichnung für starke Persönlichkeiten, die für gesellschaftlichen Wandel eintreten und Vorbildcharakter haben. Sein Gefühl: Der Zeitgeist arbeitet gegen die Klemmers, nur ein Radikalumbau kann das Unternehmen sichern. Dies jedoch habe zunehmend für Konflikte gesorgt – denn Vater Ralf, der bis zu 300 Veranstaltungen pro Jahr durchführte, fürchtet um das Geschäft.

„2021 gab es dann einen großen Knall, eine sehr intensive emotionale Auseinandersetzung.“ Großvater Horst versuchte sich an einer Mediation, aber der Graben zwischen den Generationen habe sich als zu tief erwiesen. „Wenn der eine nach Norden will und der andere nach Süden, ist es schwierig, eine gemeinsame Richtung für das Unternehmen zu finden.“ Am Ende sei die Frage entscheidend gewesen, wer das zukunftsfähigere Geschäftsmodell habe, sagt Klemmer. Schließlich willigte der Vater ein, ihm seine Gesellschafteranteile zu verkaufen. Seit einem Jahr kann der Junior nun allein entscheiden. Allerdings ist er auch allein für den wirtschaftlichen Erfolg verantwortlich.

„2021 gab es dann einen großen Knall, eine sehr intensive emotionale Auseinandersetzung.“

Max Klemmer

Miss Germany Studios

Vielfalt statt schöner Schein

In der alten Welt habe es Werbepartnerschaften vor allem mit Unternehmen aus den Branchen Fashion und Beauty gegeben. Heute spreche Klemmer auch mit Dax-Konzernen, die sich mit den Werten von Miss Germany identifizieren, über eine Zusammenarbeit. Immerhin gehe es schon längst nicht mehr um den schönen Schein, sondern um Vielfalt und Female Empowerment. Die ursprüngliche DNA als Schönheitswettbewerb sei dabei gleichzeitig Fluch und Segen. „Man muss viel kommunikative Leistung investieren, um zu zeigen, dass Tradition mit Innovation verheiratet werden kann.“ Andererseits helfe die Historie, sich von wenig seriösen und nachhaltigen Geschäftsmodellen abzugrenzen.

Statt eines Wettbewerbs, bei dem es ein Krönchen zu gewinnen gibt, vergibt Miss Germany einen Award an Frauen mit starken Persönlichkeiten, die gesellschaftlich relevante Themen besetzen und Verantwortung übernehmen. Aktuelle Preisträgerin ist die 20-jährige Kira Geiss, eine angehende Pastorin und Vertreterin der Generation Z, die mit ihrem Preisgeld von 25.000 Euro eine Plattform für Jugendarbeit aufbauen will. Klemmers Ambitionen gehen jedoch über die Veranstaltung eines Awards hinaus: „Wir wollen Heldinnen-Geschichten erzählen, von aufstrebenden Vorbildern, die erzählenswert sind, aber noch nicht erzählt werden.“

„Wir erzählen Geschichten, die erzählenswert sind, aber noch nicht erzählt werden.“

Max Klemmer

Miss Germany Studios

Neustart braucht neue Kanäle

Dieser Anspruch drückt sich auch im neuen Unternehmensnamen aus: Miss Germany Studios. Klemmer sagt, dass er nach seinem Einstieg schnell gemerkt habe, dass die gängigen digitalen Kanäle zwar bespielt wurden, es aber an einer übergreifenden Strategie fehlte. Heute nutzt Miss Germany Studios Plattformen wie das Videoportal Twitch, um Communities im Social Web aufzubauen – und macht dort die „Heldinnen-Geschichten“ erlebbar. Aber auch offline wird für Reichweite gesorgt: Klemmer übernimmt das Management der Finalistinnen, vermittelt Medientermine und Kooperationen. Die Teilnehmerinnen profitieren von Aufmerksamkeit, die Agentur von zusätzlichen Einnahmen.

Und wie ist es um den innerfamiliären Frieden bestellt, zwei Jahre nach dem großen Knall? Mit dem Großvater verbinde ihn nach wie vor eine enge Bindung, so Klemmer. Noch heute fahre er samstags hin und wieder zu seinen Großeltern zum Frühstück und lasse sich über seine Pläne ausfragen. Gegenüber dem Vater klammere er das Geschäftliche jedoch bewusst aus. Zu viel habe sich seit dessen Ausstieg verändert, zu unterschiedlich seien die Einstellungen. Was sich aber durchaus positiv auf das Vater-Sohn-Verhältnis ausgewirkt habe: „Wir lassen das Geschäftliche Geschäft sein und das Private privat – und seither ist unsere Beziehung besser denn je.“

Cover der Podcastfolge mit Max Klemmer

Kontora Insights

In dieser Folge von Kontora Insights erfahren Sie außerdem, wie Max Klemmer auf Vorwürfe reagiert, sich auf Kosten des Feminismus die Taschen voll zu machen, welche Themen im Fokus der diesjährigen Miss Germany Wahl standen und warum er als Chef auf geteilte Werte achtet. Hören Sie rein!

 

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

+ MEHR LADEN

KONTAKT

Telefon: +49 40 3290 888-0
E-Mail: contact@kontora.com
Newsletter: Anmeldung