Kontora Insights - der Unternehmer Podcast.

Folge 18 - Christian Berner

Krise, Transformation und das Familienunternehmen als heilige Institution: Christian Berner (Berner Group) im Gespräch mit Kontora Geschäftsführer Patrick Maurenbrecher.

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Die Themen dieses Podcasts mit Christian Berner:

  • Von der Historie zum Status Quo (00:01:01)
  • Wie eine Krise die Nachfolge beschleunigt (00:10:31)
  • Neustart mit Aufregung und Zukunftssorgen (00:19:44)
  • Was eine „Burning Platform“ ist (00:27:06)
  • Der Umzug nach Köln gegen alle Widerstände (00:37:26)
  • Warum direkter Kundenkontakt wichtig bleibt (00:43:53)
  • Was erreicht wurde, was erreicht werden soll (00:53:46)
  • Die Bedeutung von Werten und Tugenden (00:57:41)
  • Drei Schlussfragen (01:04:54)

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Christian Berner im Kontora Unternehmer Podcast.

Einsam sei es bei seinem Einstieg gewesen, erzählt Christian Berner im Kontora Unternehmer Podcast. 27 Jahre alt war er gerade, ohne Managementerfahrung und doch bereits verantwortlich für einen Konzern mit 60 Tochterunternehmen und mehreren Tausend Mitarbeitenden. Für die Entscheidung seines Vaters Albert, ihm in einer wirtschaftlich schwierigen Situation die Leitung des aus einem einfachen Schraubenhandel hervorgegangenen B2B Unternehmens zu übertragen, habe es kaum Verständnis gegeben. Im Rückblick sei der schwierige Start jedoch eine heilsame Erfahrung gewesen: „Wenn du komplett auf dich alleine gestellt bist, wenn du vollkommen an der eigenen Grenze bist, dann entdeckst du, aus welchem Holz du geschnitzt bist.“

Heute, mehr als zehn Jahre nach seinem Einstieg, hat sich die Entscheidung des Vaters bezahlt gemacht. „Wir sind heute eines der schnellst wachsenden Unternehmen in der Branche, wir haben unseren Ertrag verdreifacht“, sagt Berner. Während bei seinem Einstieg noch die Hälfte der Tochterunternehmen rote Zahlen schrieben, sei dies heute nur bei einigen wenigen der Fall, „der Rest verdient deutlich Geld.“ Bis dahin sei es aber ein weiter Weg gewesen. Eine Strategie habe es bei seinem Einstieg nicht gegeben. Doch damit nicht genug: „Wir hatten kein Team, um eine Strategie zu entwickeln und auch kein Geld, um eine Strategie zu bezahlen.“ Also machte sich der Junior an die Arbeit.

„Ich habe gesagt, ich schmeiß jetzt alles andere hin, ich mach das jetzt!“

Christian Berner

Berner Group

Fehlender Fokus

Dabei habe er noch gar nicht vorgehabt, dem Ruf des Vaters zu folgen. Berner arbeitete in Hamburg an seiner Promotion, als ihn 2012 eine Art Notruf aus der Heimat erreichte. „Der Vorstandsvorsitzende, den wir hatten, wurde vom Aufsichtsrat bei einem Fraud-Thema erwischt“, erzählt Berner im Kontora Podcast. Werte des Unternehmens, die ihm persönlich wichtig sind, seien verletzt worden – da habe er sich in der Pflicht gesehen, das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen, schließlich sei das Familienunternehmen für ihn eine heilige Institution. „In dem Moment, als alle heulend da saßen, hat mich so die Wut gepackt, dass ich gesagt habe, ich schmeiß jetzt alles andere hin, ich mach das jetzt!“ Doch was er vorfand, habe ihm Angst gemacht.

Der Berner Group, die mit Produkten für Kfz-Werkstätten, Bau und Industrie handelt, sei der Fokus verloren gegangen. Das vor seiner Übernahme in der Verantwortung stehende Fremdmanagement habe über Jahre Unternehmen gekauft, die nicht zueinander passen: „Wir hatten einen Reigen an Firmen, die nicht kompatibel und zum Teil auch hoch unprofitabel waren.“ Eine gemeinsame Datenbasis, wie sie beispielsweise für den E-Commerce wichtig ist, habe es nicht gegeben. Zudem seien viele Außendienstler dahin gegangen, wo es bequem, aber nicht lukrativ ist. „Dadurch hat sich ergeben, dass dieses teure Außendienst-Modell in 30 Prozent der Fälle Geld gekostet hat, nicht gewonnen.“

„Die dachten, ich komme und klopfe denen auf die Schulter. Ich habe aber gesagt, dass wir brennen.“

Christian Berner
Berner Group

Die brennende Plattform

Zunächst sei es wichtig gewesen, ein Gefühl für den Ernst der Lage zu vermitteln. Viele waren noch der Überzeugung, dass alles gut ist. „Die dachten, ich komme jetzt und klopfe denen auf die Schulter. Ich habe aber gesagt, dass wir brennen.“ Die Burning Platform sei sein Lieblingswort gewesen. „Nochmal drei Jahre so weiter und wir sind tot“, habe er gesagt. Was wiederum ein Schock für die Leute gewesen sei. Ganze 45 Megaprojekte habe er gemeinsam mit seinem Führungsteam aufs Gleis gesetzt, erzählt Berner. Eine Kraftanstrengung, doch unverzichtbar, um der Berner Group eine Zukunft zu geben. Denn die Konkurrenz sei bereits enteilt gewesen, insbesondere im Bereich Digitalisierung.

Die Digitalisierung habe er lange Zeit als Monster wahrgenommen, als Gefahr. Dann jedoch sei ihm die Erkenntnis gekommen: „Nein, du musst keine Angst haben. Der persönliche Kontakt bleibt, du musst nur dein Angebot aufräumen.“ Schließlich brauche der Mensch andere Menschen. Beides sei wichtig: Eine zusammengeführte Digitallandschaft für das Digitalgeschäft und der persönliche Kontakt zur Vermittlung von Expertise. Erst durch die Kombination könne man die Bedürfnisse der Kundschaft befriedigen. Heute gebe es Länder, in denen bereits über 50 Prozent des Umsatzes per E-Commerce und Telefon realisiert wird – aber das Wachstum komme weiterhin über den Außendienst.

„In der Heimat war ich eine Persona non grata. Ich wurde von der Presse zerrissen.“

Christian Berner

Berner Group

Immer wieder aufstehen

Um das Unternehmen neu auszurichten, sei es notwendig gewesen, auch das Team neu aufzubauen: „Ich glaube, ich bin der CEO, der mehr Leute ausgetauscht hat als jeder andere in Deutschland.“ Immer wieder sei er mit Umbaumaßnahmen gescheitert und gezwungen gewesen, von neuem anzufangen, auch wenn es ihm dabei körperlich schlecht wurde. Persistenz sei gleichwohl unverzichtbar: „Du darfst nicht aufgeben, du musst immer wieder aufstehen. Das ist nicht diese schöne Reise, sondern der, der zäher ist, gewinnt.“ Für die Transformation habe er neue Führungskräfte gebraucht, die sich im ländlichen Künzelsau, das auch die Heimat des großen Konkurrenten Würth ist, aber nur schwer gewinnen ließen.

Also setzte Berner 2016 einen Umzug der Unternehmensholding nach Köln durch – gegen große Widerstände in der Familie, im Unternehmen und in der Öffentlichkeit. „Bei uns in der Heimat war ich auf einmal eine Persona non grata. Ich wurde von der Presse zerrissen.“ In der Familie sei das Thema eigentlich unaussprechbar gewesen. Dennoch hielt der Nachfolger Kurs, sei er doch überzeugt gewesen, dass sich die angestrebte Transformation andernfalls nicht erreichen ließe. Heute sei der Standort ein riesiger Erfolgstreiber für die Gruppe. Wichtig sei ihm aber vor allem, dass er zwei Versprechen an die Belegschaft halten konnte: „Ich habe gesagt, ich rette die Jobs und gebe euch wieder ein Unternehmen, auf das ihr stolz seid.”

Kontora Insights

In dieser Episode von Kontora Insights erfahren Sie außerdem, welche konkreten Ziele in den kommenden Jahren erreicht werden sollen und wie Christian Berner sicherstellt, dass Werte im Unternehmen auch tatsächlich gelebt werden. Hören Sie rein!

 

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